Donnerstag, 10. Oktober 2013

Was hat die Zerstörung von Kunst mit der Kulturelite zu tun?



Es ist erschreckend, wie viele Bronzefiguren in der letzten Zeit gestohlen werden. Ein kurzes googeln genügt um zu sehen, dass hier nicht wohl nicht Kunstliebhaber sondern organisierte Metalldiebe am Werk sind. Und den Dieben ist nichts heilig.

Den Dieben geht es um das Metall – nicht um die Kunst


Diebstähle auf Friedhöfen mögen pietätslos sein, sicher, doch der angerichtete Schaden ist meist nicht mehr als ein finanzieller. Ärgerlich sicher, aber ersetzbar. Denn zumeist ist es Massenware, die gestohlen wird.

Unverzeihlich ist jedoch die Zerstörung von Kunstwerken. So wie es anfangs des Jahres im Carl-Duisberg-Park auf dem bayer-gelände geschehen ist. Metalldiebe haben die Bronzefiguren brutal von den Sockeln abgesägt. Dabei wurden Bronzefiguren von Fritz Klimsch zerstört. Und das wegen 500 Euro Schrottpreis.

Nun kann man das bedauern und (Krokodils)tränen über den Verlust vergiessen. Das ändert nichts am Verlust von Kulturgut und noch weniger an der Ursache.

 Versagen der "Kulturelite"


Die Ursache liegt in einer Kulturpolitik, die beliebig geworden ist. Events und Besucherzahlen interessieren und nicht Qualität. Kulturträgern, wie Museen, werden die finanziellen Mitteln gekürzt, so dass sie Ihre Kernaufgaben kaum mehr wahrnehmen können. Die Träger der Museen wollen Besucherzahlen sehen und fordern Events mit denen politisches Kapital generiert werden kann. Nicht um Pflege und Vermittlung von Kultur geht es, sondern um Profit.

Auch die staatliche Kulturförderung ist in diesem Fahrwasser. Wie soll Kunst und Kultur vermittelt werden, wenn Kriterien wie Schönheit und Harmonie eines Werkes nicht mehr zählen, sogar als suspekt, als reaktionär betrachtet werden? Und was für Wertmassstäbe werden vermittelt, wenn nur noch als Kunst betrachtet wird was neuartig, bahnbrechend, nie dagewesen sein soll?  Und welche Gesinnung wird gefördert, wenn nur noch solche Künstler in den Genuss von Förderungen kommen, die sich diesem Diktat fügen?

Wenn die Kulturelite (genauer jene die sich dafür halten) gestalterisches Unvermögen und Disharmonie zum Massstab erheben und das Streben nach Harmonie und Schönheit eines Werkes als rückständig, reaktionär bezeichnen, darf man sich nicht darüber wundern, dass es dann einige gibt, die den Metallwert eniger Bronzefigur höher einschätzen als deren Kunstwert.

Sonntag, 29. September 2013

Körperabformung in Bronze gegossen



Jeder der sich mit bildender Kunst befasst, kennt das Gefühl, wenn ein Kunstwerk beschädigt wird. Es ist niederschmetternd, traurig.

Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob das Kunstwerk viel gekostet hat oder ob man es gar selbst gemacht hat. Allein die Tatsache, dass ein Werk in dem viel Arbeit, Herzblut und Liebe steckt beschädigt ist, macht traurig.

Die alte Technik der Körperabformung erlebt eine Renaissance. Mit modernen Materialien sind partielle Körperabformungen mit etwas Übung leicht selber zu machen. Wenn dazu noch künstlerische Fertigkeit und Kreativität kommt entstehen stimmige Skulpturen, die für sich durchaus den Anspruch eines Kunstwerkes  stellen können.   



Im Web sind unzählige Angebote für Körperabformungen zu finden. Zum Teil  in ausserordentlich hoher kunsthandwerklicher Qualität.

Doch beinahe alle diese Webangebote haben einen entscheidenden Mangel. Das Endprodukt wird fast immer aus Gips oder in etwas besserer Ausführung aus Fliesskeramik hergestellt. Beides Materialien, die leicht beschädigt werden können. Ja, auch zu Bruch gehen können.

Das ist sehr schade, vor allem dann, wenn  eine Abformung (z.B. Schwangerschaftsbauch) nicht wiederholt werden kann.

Auch wenn man lange sucht, findet man kaum Ateliers für Körperabformungen, die einen Positivguss der Abformung in dauerhaftem Material anbieten. Es mag sein, dass die etwas höheren Kosten dafür, die Abformspezialisten davon abhalten. Ich glaube jedoch, dass dies nicht der wirkliche Grund dafür ist, sondern eher die fehlende Fähigkeit der Abformer. Damit gute Güsse in dauerhaftem Material (z.B. Bronzegüsse) gemacht werden können, sind die Anforderungen an die Form etwas höher als beim Gips- oder Keramikguss. 



Würden die Kunden, welche solche Abformungen machen lassen, besser über die Nachteile von Gips und Fliesskeramik informiert und würde man Ihnen die möglichen Alternativen vorstellen, so würden viele einen Metallguss vorziehen. Denn Sie haben zu der Skulptur, was auc immer abgeformt worden ist, eine innig emotionale Beziehung.

Und wie gesagt, es ist niederschmetternd und traurig, wenn ein Kunstwerk beschädigt oder gar zerstört wird.


AE-Design bietet seit kurzem den Bronzeguss solcher Abformungen an. Ein Angebot, geboren aus eigener leidvoller Erfahrung einer Mitarbeiterin, deren Babybauch nicht mehr neu abgeformt werden  kann, da das Baby bereits den Kindergarten besucht.

Montag, 23. September 2013

Wir suchen gute Kunst – keine Auftragskunst



Als ich neulich mit einem Unternehmer über mein Lieblingsthema Auftragskunst diskutierte, kam wie aus der Pistole geschossen die Antwort: „Wir suchen keine Auftragskunst, wir achten die Freiheit des Künstlers und wollen gute Kunst“. 

Tja, was soll man da noch sagen?

Wäre Auftragskunst schlechte Kunst, dann wären wohl die meisten der 759 Kulturdenkmäler die in der UNESCO-Liste des Welterbes aufgeführt sind, nicht in der Kategorie „gute Kunst“ einzuordnen.  Ja eigentlich dürfte  man dann die meisten vor 1850 geschaffenen Kunstwerke nicht als gute Kunst bezeichnen. Weil ja das meiste davon „Auftragskunst“ ist.  Der Bestand des grünen Gewölbes in Dresden ist ebenfalls mehrheitlich im Auftrag von August dem Starken geschaffen worden, also Auftragskunst, also keine gute Kunst.

Die Aufzählung könnte beliebig fortgesetzt werden.   Ich denke, diese wenigen Beispiele zeigen, dass irgendetwas im Kunst-Verständnis dieses des Unternehmers nicht stimmen kann. 

Die Qualität eines Kunstwerkes kann nicht dadurch definiert werden, ob es eine freie oder eine Auftragsarbeit ist.  Und ein kurzer Blick in die heutige Kunstszene scheint mich zu bestätigen.  Wenn ich es richtig verstehe, wurde selten so viel Kunst mit so geringem Inhalt geschaffen, wie heute. Bisher konnte mir niemand schlüssig vermitteln, was die tiefgründige Botschaft eines x-beliebigen abstrakten Gemäldes ist. Eines Gemäldes, dessen konsequente Abstraktion so weit gelungen ist, dass sogar auf verschieden farbene Pinselstriche verzichtet wird. Ein Gemälde, dass  sich auf 3,246 m3 roter Farbe reduziert.

Gleiches lässt sich bei einer Skulptur mit dem Titel „die badende Venus“,  die als roh belassener Felsbrocken daher kommt, feststellen. Muss ich als Betrachter einfach das überflüssige Gestein wegdenken, damit ich die Badende entdecke? 

Um es deutlich zu sagen, ich bin überzeugt, dass abstrakte Kunst in einer Sackgasse steckt. Noch deutlicher, dass Sie deren Ende bereits erreicht hat und in den letzten Jahren nichts von Bedeutung hervorgebracht hat.

Ich gestehe, ich bin der festen Meinung, dass Auftragskunst mehrheitlich bessere Kunst hervorbringt, als freie Arbeiten.  Und das, wie die Kunstgeschichte uns lehrt,  aus verschiedenen Gründen. 


  • Die finanzielle Sicherheit erlaubt es dem Künstler mit besserem (teurerem)  Material zu arbeiten. 
  • Der Auftraggeber bringt seine Ideen und Vorstellungen mit ein. Es entsteht so ein fruchtbarer  Prozess im gegenseitigen Austausch, der die Qualität des Werkes fördert. 
  • Auftraggeber bringen zusätzlich Perspektiven ein, die den Künstler fordern und Ihn zu Höchstleitungen bringen.

Mittwoch, 18. September 2013

Künstler und Kunsthandwerker in Feldkirch



Das Resultat von mehr als 10 Jahren Forschungsarbeit kann ich jetzt endlich als eBook vorlegen.

Das eBook ist indirekt aus meiner Inventarisationstätigkeit in Vorarlberg und St.Gallen hervorgegangen.  Das Feldkircher Kunsthandwerk war bisher nicht oder nur rudimentär aufgearbeitet. Im vergangenen Jahr erschien von mir bereits ein Aufsatz über die im 17. bis zum 19. Jahrhundert in Feldkirch tätigen Maler. (http://www.ae-design.ch/newsinfo/Maler%20Feldkirch.pdf) Auch sonst sind bisher nur Monografien zu einzelnen Feldkircher Künstler erschienen.

 Während meiner Inventarisationstätigkeit machten sich die Forschungslücken zur Feldkircher Kunst schmerzlich bemerkbar.  Viele Feldkircher Goldschmiedearbeiten konnten aufgrund der vorhandenen Publikationen keinem bestimmten Meister zugeordnet werden. Bei den Zinnarbeiten und Gemälden war die Situation gleich unbefriedigend.  Bei meinen Nachforschungen im Feldkircher Stadtarchiv konnte ich die Akten der Grosshammerzunft durchsehen und Aufarbeiten. Eine wahre Fundgrube für das Feldkircher Kunsthandwerk. Ergänzt mit unendlich vielen Angaben aus den Pfarrmatriken konnte ich damit nach und nach einen umfassenden Überblick über die in Feldkirch tätigen Kunsthandwerker zusammenstellen.   

Das eBook kann bei mir gegen Rechnung bestellt werden. Es kostet nur Fr. 49.--, nicht viel für über 300 Seiten aufgearbeitetes, bisher unveröffentlichtes Quellenmaterial. (zum Bestellen einfach eine eMail an mich steccanella@ae-design.ch)

Inhaltsverzeichnis:
  2    Vorwort
  4    Grosshammerzunft – Gesichte, Organisation
 10   Handwerksordnung der Schreine
 17   Katalog der Künstler und Handwerker
162  Meisterverzeichnis nach Berufen sortiert
184  Lehrlingsverzeichnis nach Berufen sortiert
200  Lehrlingsverzeichnis nach Herkunft sortiert
220  Index Familiennamen
293  Index Orte
299  Verzeichnis Quellen 
304  Verzeichnis Literatur
307  Nachträge
308  Ordnung der Schreinerzunft (Transkription)

Eine Leseprobe des umfangreichen Standardwerkes finden sie hier.
Leseprobe:  "Feldkircher Künstler und Kunsthandwerker)

Ikonografie – der Schlüssel zum Kunstverständnis



Die Ikonografie erklärt die Symbolik von Kunstwerken. Ohne Verständnis der Ikonografie bleiben dem Betrachter Inhalt und Aussage eines Kunstwerks oft verschlossen.

Kenntnisse der Geschichten von Ovid’s  „Metamorphosen“ oder Dante’s „Göttlicher Komödie“ waren dem  Bildungsbürgertum selbstverständlich. Die  Naturlehre des Physiologus und   die Heiligenlegenden über die Jacobus de Voragine  in der „Legenda Aurea“ berichtet gehörten zum Allgemeinwissen. Und die Künstler konnten voraussetzen, dass ihr Publikum zumindest die biblischen Geschichten in allen Details  kannten. Mit diesem Hintergrund war es den Betrachtern von Kunstwerken möglich, die Botschaft (Symbolik) eines Kunstwerkes richtig zu interpretieren.

Rodin’s Höllentor mag auch ohne, dass man Dantes „Göttliche Komödie“ gelesen hat, schön anzuschauen sein.  Verstehen wird der Betrachter das Kunstwerk jedoch nur, wenn er den Inhalt der göttlichen Komödie kennt.

Um die Symbolik von Kunstwerken zu verstehen sind auch heute Kenntnisse der Ikonografie notwendig. Es mag sein, dass die Schwergewichte der literarischen Vorlagen sich verschoben haben, doch ohne Wissen um diese Vorlagen sind Missverständnisse vorgezeichnet.


Die Bronzefigur der  Bremer Stadtmusikanten kann nur richtig gedeutet werden, wenn man die Geschichte aus den Märchen der Gebrüder Grimm kennt. Bei Unkenntnis des Inhalts würde man sich über die Anordnung der vier Tierfiguren wundern und nach irgendwelchen Erklärungen suchen. Vielleicht lobte man auch die Genialität des Künstlers, wegen dieser aussergewöhnlichen Komposition der vier Tierleiber. Das mag etwas übertrieben erscheinen, denn das Märchen der „Bremer Stadtmusikanten“ kennt jedes Kind. Aber es veranschaulicht, worum es bei der Ikonografie geht und warum die Ikonografie der Schlüssel zum Kunstverständnis ist.


Nur wer etwas Ovid’s  Metamorphosen weiss, erkennt dass die hübsche Frau Lea heisst und von Zeus in der Gestalt eines Schwanes geschwängert wird.  Auch hat die Skulptur mit dem stierköpfigen Mann und der Frau nichts mit Zoophilie (umgangssprachlich auch Sodomie) zu tun, sondern greift wiederum eine Geschichte der griechischen Mythologie auf, in der sich Zeus wegen seiner eifersüchtigen Gattin in einen Stier verwandelte, damit er sich Europa (Tochter des Königs Agenor) nähern konnte. Auch die Verbindung Europa- Zeus war mit Kindern gesegnet.


Um die Symbolik der modernen Kunst zu verstehen, ist dieses Wissen zumindest nicht nachteilig. Darüber hinaus sollte man heute zusätzlich auch moderne Symbole erkennen und zuordnen können. So beispielsweise t ypische Gesten von Politikern (Victory  Zeichen Churchill’s), Symbole der Freimaurerei und Portraitdarstellungen von  neuzeitlichen „Stil-Ikonen“.   

Nur wem es gelingt solche Anspielungen in Kunstwerken zu lesen, kann Sie auch verstehen. Ohne diesem Rüstzeug, wird die Symbolik der Kunst oft gründlich missverstanden.

Autor: Angelo Steccanella